Aktuell gelten folgende Corona-Regeln bei den Gottesdiensten:
Mundschutz ist während des ganzen Gottesdienstes verpflichtend. Gefordert sind medizinische Masken ("OP-Masken") oder FFP2-Masken
Eine Teilnehmerliste muss geführt werden.
Gemeindegesang ist nicht möglich (weiterhin möglich bleibt aber, dass einzelne
oder kleine Gruppen als Vorsänger bzw. Instrumentalisten mitwirken).
Andere Regeln wie der Mindestabstand von 1,5 m und Händedesinfektion gelten unverändert weiter. Ebenso dürfen weiterhin Personen mit Krankheitssymptomen nicht an den Gottesdiensten teilnehmen.
Anmeldung: Bei den voraussichtlich gut besuchten Gottesdienst wird um eine Anmeldung im Pfarrbüro gebeten. Nur so kann garantiert werden, dass Sie einen Platz erhalten.
"Präsenzgottesdienste" sind erlaubt, solange die Inzidenz im Landkreis unter 200 liegt.
Lukas 24,45-46
45Darauf öffnete er ihren Sinn
für das Verständnis der Schriften.
46Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben:
Der Christus wird leiden
und am dritten Tag von den Toten auferstehen
Liebe
Gemeinde
„Darauf öffnete er ihren Sinn für
das Verständnis der Schriften“ Dieser Satz ist vielleicht eher unscheinbar,
aber mit ihm sind wir schnell bei zwei wichtigen Themen: zum einen das
Verhältnis zu unseren jüdischen Wurzeln und zum andern das Verständnis der
österlichen Botschaft. Um mit dem Verhältnis zu den jüdischen Wurzeln zu
beginnen: Es fällt in den Evangelien immer wieder auf, wie sie bemüht sind zu
erklären: alles, was mit Jesus geschah, gerade auch an Ostern, ist so schon in
den Schriften grundgelegt. Und mit den „Schriften“ ist natürlich die damalige
Heilige Schrift der Juden gemeint – also das, was wir heute das Alte Testament
nennen. Offensichtlich war es dem Evangelisten Lukas und den anderen frühen
Christen wichtig zu zeigen: wir erfinden nichts Neues, wir wollen uns auch gar
nicht vom Alten trennen. Wir stehen und wir bleiben auf der Grundlage der
Schriften – und damit auf der Grundlage des jüdischen Glaubens.
Damit ist natürlich klar: Antisemitismus oder Judenfeindlichkeit hat in
der Kirche keinen Platz. Heute ist das – hoffentlich – eine
Selbstverständlichkeit. Aber ein Blick in die Geschichte zeigt doch, dass es
auch und gerade in den Kirchen manche Judenfeindlichkeit gab. Dabei müsste doch
der Blick in die Evangelien schnell zeigen: Jesus wurde als Jude geboren, er
lebte als Jude und er starb als Jude. Und alles was er tat und lehrte, tat und
lehrte er auf der Grundlage seines jüdisch geprägten Glaubens – „gemäß der
Schrift“, wie oft über ihn gesagt wird. Wer also judenfeindlich ist, ist
zugleich auch „christusfeindlich“.
Die weitergehende Frage ist freilich: Ist das, was an Ostern geschehen
ist, wirklich so bereits im Alten Testament vorhergesagt? Ist es nicht doch
etwas ganz Anderes, etwas ganz Neues? Und damit sind wir bei der zweiten Frage,
nämlich wie die österliche Botschaft „gemäß der Schrift“ zu verstehen ist.
Der Evangelist Lukas führt aus: „So steht es geschrieben: Der Christus
wird leiden und am dritten Tag von den
Toten auferstehen“. Auf den ersten Blick scheint dieser Satz recht klar: das
Alte Testament kündigt an und im Neuen Testament, mit Christus, erfüllen sich
die Ankündigungen.
Das Problem ist nur, dass im Alten Testament nirgends der Satz steht,
dass Christus leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen werde.
Trotzdem sagt Lukas, das alles geschehe gemäß der Schrift. Das kann
doch nur heißen, es geht hier nicht um eine buchstäbliche Ankündigung. Wenn ich
diese Aussage in der Schrift finden will, dann darf ich nicht am Buchstaben
kleben bleiben, dann muss ich auch mal zwischen den Zeilen lesen.
Vereinfacht kann man es so sagen: Das Alte Testament erzählt nirgends,
dass der Sohn eines Zimmermanns aus Nazareth am Kreuz sterben werde, aber es
erzählt von manchen Leiden der Menschen und von der Hoffnung, dass Gott in
diesen Leiden da ist. Das Alte Testament erzählt auch nicht von einer
Auferstehung am dritten Tag, aber es erzählt zwischen den Zeilen immer wieder
von der Hoffnung, dass die Gewalt, der Hass, der Tod nicht das letzte Wort
haben darf. Und genau diese Hoffnung hat sich in Tod und Auferstehung Jesu
erfüllt: Hier zeigt sich: Gottes Liebe ist tatsächlich stärker als all die
lebensfeindlichen Mächte. Das jedenfalls war die Überzeugung des Lukas und das
darf auch unsere Überzeugung sein.
Und so haben diese alttestamentliche Hoffnung und die österliche
Botschaft auch noch viel mit uns heute zu tun. Insgesamt erzählt das Alte
Testament viel von den Höhen und Tiefen in der Geschichte des Volkes Israels
und im Leben des Einzelnen. Es erzählt von der Freude über die Rettung durch
Gott ebenso wie von der Klage, wenn man sich in den Tiefen des Lebens von Gott
verlassen fühlte. Es erzählt in all dem von der Suche nach einem Gott, auf den
in all dem Auf und Ab des Lebens Verlass ist. Und es erzählt von der Hoffnung
auf einen Gott der gerade in den Tiefen des Lebens da ist für die Menschen.
Solche Tiefen erfahren auch wir immer wieder – sei es wegen Corona,
sei es aus ganz anderen Gründen. Und dann kann auch uns diese biblische
Hoffnung tragen:
Es mag manchmal düster aussehen im Leben und in der Welt, aber noch in
der tiefsten Tiefe und in der dunkelsten Finsternis ist Gott da. Und wo Gott
ist, da ist Hoffnung und da ist Leben. Amen.
Vom Mittelalter an bis hinein ins 19. Jahrhundert gab es in einigen Regionen – vor allem in Bayern – einen besonderen Brauch zu Ostern: Der Pfarrer versuchte in der Osterpredigt, die Gottesdienstbesucher durch komische Geschichten und Witze zum Lachen zu bringen. Der „Risus paschalis“ – das Osterlachen – sollte die Osterfreude zum Ausdruck bringen und den Tod „auslachen“.
Das leere Grab ist nicht die
Pointe nach der Passion
Also: Kennen Sie den?
Josef von Arimathäa hatte sein
eigenes Grab für das Begräbnis Jesu zur Verfügung gestellt. Am Abend kommt er
nach Hause und versucht seiner Frau schonend beizubringen, dass die
Familiengrabstätte nun belegt sei. Seine Frau regt sich auf, wird wütend und
schreit: „Josef, wie konntest du nur? Das ist unser Grab!
Wo sollen wir jetzt bestattet
werden, wenn wir sterben?“ Josef bewahrt die Ruhe, atmet tief durch und sagt:
„Schatz, reg dich doch nicht so auf! Es ist doch nur über’s Wochenende!“
Im heutigen Evangelium
erfahren wir, dass Jesu Tod und Auferstehung für seine Jünger und Freunde eben
kein kurzer Wochenend-Trip war. Das leere Grab ist für sie auch nicht die
Pointe nach der Passion. Der Evangelist Johannes schildert, wie drei seiner
Freunde mit dieser unglaublichen Botschaft umgehen: Jeder hat seinen eigenen Zugangsweg
und seine eigene Geschwindigkeit, das Unfassbare zu glauben.
Petrus der Spurensicherer
braucht Zeit
Petrus geht im leeren Grab
bedacht vor: Wie ein Experte in einem Kriminalfall sichert er Spuren und
sammelt Beweise und Indizien, die für eine Auferstehung von den Toten sprechen:
„Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu
gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden
daneben an einer besonderen Stelle.“ Petrus, der „Spuren-Sicherer“, braucht
Zeit. Er will das alles verstehen und mit seiner Seele einholen. Die Evangelien
berichten, wie Petrus nach und nach ganz persönliche Erfahrungen mit dem
Auferstanden macht und so zu einem Zeugen der Auferstehung wird.
Johannes, der Lieblingsjünger,
sieht mit dem Herzen
Bei Johannes – dem Jünger, den
Jesus liebte – geht das schneller: „Er sah und glaubte.“ Johannes braucht keine
handfesten Beweise. Er hat einen intuitiven Zugang zum Geschehen. Er lässt sich
berühren von einem Geheimnis, das seinen Verstand übersteigt. Johannes sieht
mit den „Augen seines Herzens“. Die Liebe zum Herrn macht ihn blitzschnell zum
Zeugen der Auferstehung.
Maria von Magdala braucht eine
Begegnung mit dem Herrn
Maria von Magdala reicht das
leere Grab allein nicht aus, um glauben zu können, dass Jesus lebt.
Der Schmerz über den
verschwundenen Leichnam zerreißt sie. Sie kann ihre Tränen nicht zurückhalten.
Maria genügen auch nicht die verheißungsvollen Worte der Engel. Selbst als der
Auferstandene vor ihr steht, hält sie ihn für den Friedhofsgärtner und will den
Vorfall des leeren Grabes aufklären: „Sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann
will ich ihn holen.“ Maria braucht die persönliche und vertraute Ansprache
Jesu. Nach dieser Begegnung läuft sie wieder mit einer Botschaft zu den
Jüngern. Jetzt aber ist sie nicht nur Botin des leeren Grabes, sondern Zeugin
der Auferstehung.
Selber zu Zeugen der
Auferstehung werden
Wir sind heute gekommen, um
Ostern zu feiern: Wir hören die Zeugnisse der Bibel, der Chor schmettert die schönen
Osterlieder. Wir bekräftigen aber auch unseren Glauben an die Auferstehung.
Diese alljährliche Feier
garantiert uns aber „im Ernstfall“ keinen österlichen Jubelruf: Jeder
Todesfall, jede Erfahrung von Abschied ohne Wiederkehr, fordert uns und unseren
Auferstehungs-Glauben heraus.
Jeder hat eigene Zugangswege
und seine eigene Geschwindigkeit zu glauben. Dies sollte man sich stets
bewusstmachen! Der österliche Glaube will und muss wachsen. Er will nicht
unsere Ängste, Sorgen und Zweifel übertünchen. Besonders in der aktuellen
Pandemie fällt es uns schwer hoffungsvoll zu bleiben. „Aus Angst vor den Viren
laufen wir Gefahr, uns voneinander abzuschotten und uns hinter unseren Ängsten
zu verbarrikadieren“, sagt Bischof Gebhard Fürst.
Im Tagesgebet haben wir heute
gebetet: „Schaffe uns neu durch deinen Geist, damit wir auferstehen und im
Licht des Lebens wandeln.“ Dieser Geist Gottes, um den wir bitten, achtet
unsere Freiheit. Niemand wird von ihm verwandelt, wenn er sich innerlich
dagegen wehrt.
Wenn der österliche Glaube –
die Überzeugung, dass Gott den Tod ein für alle Mal besiegt hat – authentisch
sein soll, dann darf und muss er wachsen und reifen durch allen Zweifel
hindurch, ein Leben lang. Letztlich muss sich unser Glaube von Gottes Geist
wandeln lassen, uns geschenkt werden. Und so können auch wir Zeugen der
Auferstehung Jesu werden. Das ist kein Oster-Witz!
mit Pfarrer Dr. Edgar Jans, Laura Autenrieth, Daniel Olbricht und Christian Schmid
Termin: 26.03.2021