Hier finden Sie die aktuelle Ausgabe von IsnyAktuell mit dem Kirchenblatt der Kath. Seelsorgeinheit Isny
1 Kor 12,3b-7.12-13/ Joh 20,19-23
Liebe
Geschwister in Gott!
Vier Sätze spricht Jesus Christus im Evangelium zu den Jüngern und Jüngerinnen.
Vier Sätze von Ihm, dem Auferstandenen, die eine Einladung auch für uns sind!
1. Einladung: FRIEDE SEI MIT EUCH!
Jesus Christus spricht uns den Frieden in seiner Muttersprache zu: Schalom!
Schalom meint ein umfassendes Heil Sein und Ganz Sein: die Erfahrung begleitet
und getragen zu sein in allen Lebenssituationen.
Schalom, das ist der Friede im Herzen, der von Gott kommt und der erfahrbar
sein kann auch im Leid, in Krankheit und in Traurigkeit. Ich denke an eine Frau
im Hospiz, die zu uns gesagt hat: „Jetzt
geht es mir so gut, wie noch nie in meinem Leben. Meine körperlichen Kräfte
werden immer weniger, aber die Menschen hier sind so gut zu mir. Ich darf
einfach da sein und bin angenommen, ich muss nichts leisten und wenn ich
sterbe, erwartet mich Jesus Christus.“
Wie kann dieser Schalom in
unserem Leben Wirklichkeit werden?
Ich glaube, wir können lernen, ihn wahr zu nehmen, denn er ist schon in
uns! Ein Weg dahin kann das kontemplative Gebet sein; das Herzensgebet, wie es
auch genannt wird.
Wir Klaraschwestern bieten in Buchenstock immer wieder Hinführungskurse zum
kontemplativen Gebet an, wo wir es in einfachen Schritten gemeinsam einüben:
Der erste Schritt ist: unseren Leib wahrzunehmen. Gerade dann, wenn
Sorgen und Gedanken uns umtreiben und unruhig machen, achtsam zu sein: da ist die
Erde, sie trägt mich. Wenn ich bewusst im Gehen in meine Fußsohlen spüre, kann
ich dieses Getragen Sein wahrnehmen.
So kann ich Schritt für Schritt zurückfinden aus meinen sorgenvollen Gedanken
und Ängsten, zurückfinden ins Jetzt in dem Gott gegenwärtig ist.
Der zweite Schritt ist: meinen Atem wahrzunehmen, wie er jetzt gerade
ist ohne ihn verändern zu wollen. Behutsam immer wieder einzuschwingen in den
Rhythmus des Lebens: einatmen und ausatmen, Pause. Empfangen und geben.
Und der dritte Schritt des Herzensgebetes ist: dass ich mit meinem Atem
den Namen Jesus Christus verbinde. Beim Ausatmen: Jesus. Beim Einatmen:
Christus.
Es ist eine ganz einfache Gebetsweise, die ich überall einüben kann: im Auto
auf der Fahrt in die Arbeit, beim Warten auf den Bus, in einer kurzen Pause vor
dem Computer, beim Wandern in der Natur, in der Stille einer Kapelle oder
Kirche.
So kann sich ein tiefer Friede, der Schalom in uns ausbreiten und durch uns
wirken, dort wo wir leben, arbeiten und uns begegnen.
2. Einladung: ICH SENDE EUCH!
In jedem Gottesdienst werden wir am Ende in unseren Alltag gesendet: „Gehet hin in Frieden!“ hören wir.
Als Getaufte und Gefirmte haben wir eine Aufgabe in der Welt. Paulus vergleicht
uns in der Lesung die wir heute gehört haben, mit einem Leib der viele Glieder
hat.
Ja, wir brauchen einander, damit unser Vertrauen in Gott wachsen kann – vor
allem angesichts all dessen, was uns heute bedroht: die Klimakatastrophe, das
Artensterben und der Krieg in Europa.
Ja, ich glaube, dass das Vertrauen in die Gegenwart und die Liebe Gottes so
wichtig sind, nicht um die Probleme zu verharmlosen, sondern ganz im Gegenteil,
um sie anzugehen.
Und das Gebet macht uns fähig, vor den Schwierigkeiten nicht davonzulaufen. Es
geht darum, die Gabe die ich von Gott geschenkt bekommen habe zu entdecken.
Denn Paulus sagt: „Jedem wird die
Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt!“ 1Kor 12,7 Welche Gabe kann ich einbringen, damit
sich mehr Liebe in der Welt ausbreitet? Das können kleine und größere Entscheidungen
sein: z.B.: dem Menschen dem ich gerade begegne mit einfühlsamen Herzen
zuzuhören. Oder mein Einsatz für Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung: in
meinem Alltag mehr zu Fuß und mit dem Rad unterwegs zu sein und den Urlaub ohne
Flugzeug zu planen. Oder an meinem Arbeitsplatz, in meinem Verein oder in
meiner Schulklasse mich um ein Klima der Herzlichkeit und der
Versöhnungsbereitschaft zu bemühen.
3. Einladung: EMPFANGT DEN HEILIGEN
GEIST!
Die Heilige Geistkraft wird mit Luftbewegung in Zusammenhang gebracht. Luft
ist nicht sichtbar, aber ihre Wirkung spüren wir jeden Augenblick: als Wind,
als sanften Hauch und Atemluft. So ist es auch mit der Heiligen Geistkraft:
Jesus haucht seine Jünger und Jüngerinnen an und gibt ihnen so Seine Heilige
Geistkraft für immer ins Herz. So können sie zu Boten und Botinnen der frohen
Botschaft werden: die frohe Botschaft, dass Gott die Liebe ist und dass diese
Sprache alle Menschen verstehen; dass Gott eine Liebhaberin des Lebens ist, die
mitfühlt und uns auch im Tod nicht verlässt. Dass Gott uns und der ganzen
Schöpfung die Fülle des Lebens schenkt.
Die Frage ist: wie können wir das
auch heute erfahren?
Ein erster Schritt kann sein, mir bewusst zu werden, dass mir mein Leben
geschenkt ist. Nicht ich habe mich erschaffen: Gott hat mir den Lebensatem
eingehaucht! Das kann mich mit Dankbarkeit erfüllen…dieser Atem der Liebe
Gottes bleibt in mir, bis ich das letzte Mal ausatme … um dann von neuem
Einzuatmen im Leben, das kein Ende kennt.
4. Einladung: ERLASST EINANDER DIE SÜNDEN –VERSÖHNE DICH!
Vielleicht berührt mich heute diese Einladung Jesu besonders - weil ich gerade
im Streit mit jemand bin? Vielleicht eine alte Geschichte, wo jahrelang nicht
mehr miteinander geredet wurde?
Manchmal können wir uns selbst nicht vergeben oder klagen Gott an, für etwas,
was uns zutiefst verletzt hat?
Jesus lädt uns ein, zu einem Schritt der Versöhnung, auch, weil er weiß, dass
wir durch das Verharren in der Verletzung uns selbst schaden – die Liebe kann
nicht mehr frei fließen in unserem Leben, Verhärtungen können uns krank machen
an Leib und Seele.
Jesus weiß, dass Versöhnung ein langer Weg ist, der nicht von heute auf morgen
geschieht. Es geht ihm nicht um ein „Unter den Teppich kehren“. Er selbst hat
das Unrecht klar beim Namen genannt und ist für seine Gegner und die, die ihn
verurteilt haben, gesprächsbereit geblieben. Seine Einladung zu hören, kann unser Herz berühren: vielleicht ist da eine
Sehnsucht nach innerem Frieden in uns.
Und dann gilt es zu schauen, was vielleicht jetzt möglich ist:
eine neue Kontaktaufnahme, ein klärendes Gespräch?
Und was ist, wenn ich spüre, ich
kann, will nicht vergeben, weil der Schmerz so tief ist? Ja, ich darf meine Gefühle
nicht übergehen, aber vielleicht kann ich die Bitte an Christus richten: hilf du
mir, dass ich vergeben will, öffne du unser Herz neu füreinander.
Jesus Christus hat uns ein umfassendes Versöhnungsangebot gemacht: durch sein
Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung.
Er ist dem Weg der Liebe, trotz Gewalt- und Unrechtserfahrung treu geblieben.
Darum kann er uns mitnehmen auf den Weg der Versöhnung; er nimmt alles mit
hinein, was Menschen einander antun können, darauf dürfen wir vertrauen.
Heute zum Pfingstfest schenkt uns
Jesus Christus seine Heilige Geistkraft in einem sanften Anhauchen, im Einhauchen
seines lebendigen Atems.
4 Einladungen zu mehr Lebendigkeit, zu einer größeren Liebesfähigkeit, die unsere
Erde und unsere Menschheitsfamilie verwandeln kann:
Welche dieser Einladungen nehmen Sie, nimmst Du heute mit nach Hause? FRIEDE SEI MIT DIR! ICH SENDE DICH! EMPFANGE DIE HEILIGE
GEISTKRAFT! ERLASS DIE SÜNDEN - VERSÖHNE
DICH!
Joh 17,3: "Das ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen."
Liebe
Gemeinde,
der Glaube an das ewige Leben und vor allem die Hoffnung auf das ewige Leben: das gehört zum Kern unseres christlichen Glaubens. Grund genug, ein wenig nachzudenken, was mit diesem ewigen Leben gemeint ist.
Wenn eine
Rede ewig dauert, oder wenn man ewig auf etwas warten muss, dann ist hier mit "ewig" nichts gutes
gemeint. Sicher, die Rede bzw. das Warten dauert nicht wirklich ewig, nur ziemlich lang,
nur scheinbar endlos. Aber diese Beispiele zeigen doch: nicht alles was ewig
dauert, ist deshalb schon gut.
Ein eher negatives Bild
für die Ewigkeit ist der Hamster im Laufrad. Er kann im Prinzip ewig laufen –
und kommt doch nicht vom Fleck. Eine solche Ewigkeit wünscht sich natürlich
niemand. Ewiges Leben in diesem Sinne wäre eine Qual.
Selbstverständlich
meint die Bibel, wenn sie vom ewigen Leben spricht, keine solche Ewigkeit. Ja
eigentlich ist schon das deutsche Wort "ewig" hier ein wenig irreführend. Wenn
wir von Ewigkeit sprechen, denken wir in der Regel an etwas, das zeitlich
unbegrenzt ist. In der Bibel aber meint ewiges Leben immer mehr. Es ist zwar
auch zeitlich unbegrenzt. Aber die Zeit ist nur eine, vielleicht nicht einmal
die wichtigste Grenze, die da überschritten wird: das ewige Leben bedeutet
unbegrenzte Freiheit, unbegrenzte Liebe, unbegrenzte Freude. An anderer Stelle
spricht die Bibel auch vom Leben in Fülle. Ewiges Leben und Leben in Fülle, das
ist eigentlich dasselbe.
Und in
diesem Sinne kann das Johannesevangelium auch sagen: das ist das ewige Leben,
den einzig wahren Gott zu erkennen. Das ist ja nicht so zu verstehen, dass
derjenige, der Gott erkannt hat, sozusagen als Belohnung für diese Erkenntnis
den Zutritt zum ewigen Leben erhält. Vielmehr: wer Gott erkennt, hat bereits
Teil am ewigen Leben. Dabei geht es bei diesem Erkennen natürlich um etwas, was
nicht nur mit unserem Verstand zu tun hat, sondern unser ganzes Leben umfasst:
Wer Gott erkennt, erkennt seine grenzenlose Güte und spürt, wie sie unser Leben
verändern kann.
Wer Gott
erkennt, weiß, wie unendlich vertrauenswürdig er ist und kann seinen Weg in
tiefem Gottvertrauen gehen.
Wer Gott
erkennt, lebt in der Gemeinschaft mit Gott. Und das ist eine Gemeinschaft, die
alle Grenzen überwindet.
Wenn wir
also ganz am Ende des Glaubensbekenntnisses unseren Glauben bekennen an das
ewige Leben, dann geht es dabei gar nicht so sehr um ein unendlich langes
Leben. Sondern es heißt:
Wir dürfen
hoffen auf ein von Gott geschenktes unendlich schönes, unendlich erfülltes und
kostbares Leben. Amen.
In den „Abschiedsreden“, die uns
der Evangelist Johannes überliefert, sagt Jesus unter anderem: „Es ist gut für
euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht
zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden“ (Joh 16,7).
Heute feiern wir diese Sendung
des „Beistands“, intensiv erbetet von den Aposteln und auch von Maria und den
übrigen, die Jesus folgten, und wir müssen uns klar bewusst sein oder es uns
bewusstmachen: Wir brauchen diesen Beistand heute genauso wie die junge Kirche
damals!
Wirkungen
des Heiligen Geistes in der Apostelgeschichte
Was sind nun nach den heutigen
Schrifttexten die Wirkungen dieses Beistands, des Heiligen Geistes?
In der Ersten Lesung haben wir
gehört: Er bewirkt, dass jeder die Botschaft in seiner Sprache hören und
verstehen kann. Wir alle kennen wohl Situationen, in denen uns die gemeinsame
Sprache abhandengekommen ist.
Das muss nicht nur daran liegen,
dass wir verschiedene Muttersprachen sprechen, es kann genauso gut sein, dass
Eltern und Kinder sich nicht mehr verstehen, Ehepartner, Vorgesetzte und
Untergebene, Nachbarn und Arbeitskollegen, Angehörige verschiedener politischer
Parteien, Politiker und Journalisten usw. In einem Tagesgebet heißt es:
„Herr. Du kennst unser Elend. Wir
reden miteinander und verstehen uns nicht. Wir schließen Verträge und vertragen
uns nicht. Wir sprechen von Frieden und rüsten zum Krieg. Zeig uns einen
Ausweg. Sende deinen Geist, damit er den Kreis des Bösen durchbricht und das
Angesicht der Erde erneuert.“
Ja, das Hören auf den Geist, der
in der Apostelgeschichte eine so wichtige Rolle spielt – immer wieder ist da
die Rede vom Heiligen Geist, der mit den Aposteln zusammen Zeuge der Ereignisse
ist und Beschlüsse fasst (5,32; 15,28); der Geist gibt dem Diakon Philippus
ein, dem Wagen des Hofkämmerers der äthiopischen Königin zu folgen und ihn
schließlich zu taufen (8,29); er sagt auch dem Petrus, er solle mit den beiden
Männern gehen, um den ersten Heiden, den römischen Hauptmann Kornelius, zu
taufen (10,19; 11,12); der Geist fordert die Führenden in der Gemeinde von
Antiochia auf, Paulus und Barnabas für das Werk auszuwählen, für das sie
berufen sind (13,2), der Geist verwehrt ihnen, in einer bestimmten Gegend die
Frohe Botschaft zu verkünden (16,6f) und stattdessen anderswohin zu ziehen,
nämlich von Asien nach Europa; der Heilige Geist bezeugt auch dem Apostel die
Leiden, die auf ihn warten (20,23).
Auch wir brauchen Gottes Geist
zum Aufbau der Gemeinde
Wir sehen also: die
Apostelgeschichte ist geradezu das Buch des Heiligen Geistes. Wir brauchen aber
diesen Geist heute genauso, um das Rechte tun und die richtigen Entscheidungen
treffen zu können – als Kirche insgesamt wie auch als einzelne Glaubende. Auch
für uns gilt das Wort der Zweiten Lesung: „Keiner kann sagen: Jesus ist der
Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet. Es gibt verschiedene
Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur
den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen
Gott: Er bewirkt alles in allen.“
Paulus sagt das der Gemeinde von
Korinth, die sehr in sich gespalten ist, stark mit Parteiungen zu kämpfen hat.
Und gegen all diese Spaltungen
und Parteiungen sagt er ihnen: Das nützt alles nichts, wenn ihr nur für euch
Profit daraus schlagen wollt. Es muss euch aber um das Ganze gehen, nicht nur
um die Durchsetzung eurer eigenen Interessen, denn: „Jedem ... wird die
Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.“ Der Aufbau der
Gemeinde ist es, den Paulus weit über alle persönlichen Begabungen und
Charismen stellt.
Sündenvergebung
im Heiligen Geist
Von einer weiteren ganz wichtigen
Wirkung des Heiligen Geistes spricht dann das Evangelium: „Empfangt den
Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen
ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ Der Auferstandene sagt das am Abend des
Ostersonntags. Vollmacht zur Sündenvergebung ist damit das erste Geschenk des
Auferstandenen an seine Kirche, zusammen mit der Gabe des Heiligen Geistes und
in seiner Kraft!
Wir sind heute in Gefahr, dieses
große Geschenk nicht mehr zu achten und berauben uns damit einer großen Chance.
Zugleich erleben wir, dass die
Emanzipation von diesem Sakrament nicht Befreiung, sondern neue Sklaverei
bewirkt. Die Seele und das Gewissen des Menschen lassen sich nicht hinters
Licht führen – die übervollen Wartezimmer der Psychiater belegen es. Und
gläubige Psychiater betonen immer wieder: Ich komme in bestimmten Fällen auf
einmal nicht mehr weiter, ich brauche auch den Dienst der Priester im
Bußsakrament. Ich kann den Boden bereiten, säen und ernten muss Christus selbst
durch den Dienst seiner Kirche!
Christus ist gegangen, um uns den
Beistand, den Heiligen Geist zu senden – nicht nur damals, sondern auch uns heute.
Erbitten wir diesen Heiligen Geist, damit wir tun können, was recht ist, oder
mit einem anderen Gebet aus dem Messbuch:
„Gib einem jeden etwas von deinem
guten, heiligen Geist, damit wir dich, uns selbst und einander besser verstehen
und vorankommen auf dem Weg, auf den du uns miteinander gestellt hast.“
(Tagesgebete zur Auswahl 15)