Veranstaltung am: 07.04.2022
Pfarrer Dieter Hunyh
Fastenzeit - Die Kunst, „nein“
zu sagen
„Supermarkt“
- hat ein 15järiger Schüler folgendes Gedicht geschrieben:
„Ich
wollte nur einen Liter Milch kaufen im Supermarkt,
aber
es war alles so schön ausgestellt im Supermarkt,
dann
kaufte ich Schokolade, Apfelsaft, Käse und Sonnenbrillen,
alles
zum Aktionspreis im Supermarkt,
und
ich vergaß, ich vergaß meinen Liter Milch im Supermarkt“.
In
diesem Gedicht steckt viel Lebenserfahrung. Rekapitulieren wir kurz: Ein
15jähriger geht in den Supermarkt, um einen Liter Milch zu kaufen. Da sieht er
die Ladentische mit den Sonderangeboten, denkt sich, er sollte da zugreifen, denn wer weiß, ob er sie jemals wieder
so billig bekommt, und kauft alles Mögliche. Darüber vergisst er seinen Liter
Milch; er hat das ursprüngliche Ziel aus den Augen verloren.
Das
ist symbolisch gemeint. Milch ist ein Grundnahrungsmittel, angesichts der
Wohlstandsartikel Schokolade, Sonnenbrille usw. vergisst der junge Mann dieses
Grundnahrungsmittel. Anstatt zu kaufen, was er notwendig braucht, kauft er
Dinge, die er nicht notwendig braucht. Als er den Supermarkt betrat, hatte er
nur ein Bedürfnis: Milch. Die Angebote auf den Ladentischen erzeugten in ihm
viele andere Bedürfnisse. Dabei vergaß er, was er eigentlich wollte, wozu er
gekommen war.
„Fasten“
ist Einübung in die größere Freiheit: „Ich bin so frei“, das und das muss ich
nicht haben, dies oder jenes kann ich auch loslassen. Ob das eine Gewohnheit
ist, die mir nicht gut tut, oder das Zugehen auf einen Menschen, den ich lange
Zeit vernachlässigt habe? Jede und jeder unter uns weiß selbst am besten, „wo
der Schuh drückt“.