Veranstaltung am: 20.07.2022
Pfarrer Dr. Edgar Jans
Wer in den Bergen unterwegs ist, begegnet immer wieder
hilfreichen Wegweisern. Sie zeigen an, wie weit der Weg noch ist, sie zeigen
vor allem die Richtung zum Ziel, was besonders dann gut ist, wenn Nebel die
Orientierung erschwert. Und sollte man sich gar mal verlaufen haben, können sie
einen auf den richtigen Weg zurückbringen.
Der ehemalige Bischof Reinhold Stecher von Innsbruck, selbst
ein begeisterter Bergsteiger, hat einmal über die Wegweiser geschrieben:
„Niemand stellt an einen Wegweiser große Anforderungen. Er muss nicht schön
sein. Er braucht keine künstlerische Gestaltung aufzuweisen. Er muss nur …
einige wichtige Eigenschaften haben: Er muss stimmen und er muss leserlich
sein; und schließlich verlangt es seine Aufgabe, dass er am Rande steht, nicht
mitten auf dem Weg.“
Und Reinhold Stecker fährt dann fort, dass wir auf unseren
Lebenswegen auch solche Wegweiser brauchen. Hier seien es freilich Menschen,
die diese Aufgabe übernehmen. Bei ihnen gelten die gleichen Anforderungen wie
bei den Wegweisern in den Bergen: „Sie müssen stimmen, will sagen – fest und
gerade in ihrer Überzeugung stehen und dorthin weisen, wo das Ziel ist.“
Sie müssen auch leserlich, d.h. verständlich sein. Hier
denkt der Bischof gerade an die Wegweiser im Glauben. Schöne Worte und
hochtrabende Theologie hilft da oft nicht wirklich weiter. Je klarer und
einfacher der Weg erkennbar ist, desto besser.
Und schließlich die Position am Rande des Weges. Gute
Wegweiser in den Bergen wie auf unseren Lebenswegen stehen nicht im Weg, denn
dort wären sie nur ein Hindernis. Sie drängen sich nicht in den Vordergrund,
sondern stehen dienend und hilfreich zur Seite.
Ich finde diese Gedanken von Bischof Stecher sehr anregend
und ich wünsche es uns, dass wir, ob wir nun in den Bergen oder auf den Wegen
des Lebens unterwegs sind, immer wieder solche hilfreichen Wegweiser finden.
(alle Zitate aus: Reinhold Stecher, Botschaft der Berge, S.
44-45)