Erstkommunion und Kirchenkrise

11. Mai 2023

Veranstaltung am: 03.05.2023

Impuls von Pf. Jans

Jedes Jahr nach Ostern gibt es bei den Sonntagsgottesdiensten eine ähnliche Abfolge: Zuerst feiern wir an den beiden Sonntagen nach Ostern die Erstkommunionen in den Gemeinden der Seelsorgeeinheit. Am darauffolgenden Sonntag steht dann das Evangelium vom Guten Hirten im Mittelpunkt. Eigentlich passt das gut zusammen. Können wir den Kindern doch durchaus solche guten Hirten wünschen, die für sie sorgen und für sie da sind.

In diesem Jahr war für mich diese Abfolge mit zwiespältigen Gefühlen verbunden. Auch und gerade deshalb, weil dieser Sonntag vom Guten Hirten traditionellerweise mit dem Blick auf die Kirche und ihre „Hirten“ verbunden ist. Unabhängig davon, ob man dieses Bild vom Hirten mag oder nicht, muss man im Blick auf die Skandale rund um Missbrauch und Vertuschung schlicht feststellen: Manche kirchlichen Amtsträger waren und sind offensichtlich keine guten Hirten.

So empfand ich es als einen großen Gegensatz: Da feiern wir mit den Kindern den Glauben und freuen uns, wenn die Kinder mit Eifer dabei sind. Zugleich müssen wir beschämt und betroffen feststellen, dass vielen Kindern in der Kirche nichts Gutes getan wurde.

Mit dem Motto der Erstkommunion „Weites Herz und offene Augen“ haben wir gemeinsam mit den Kindern überlegt, wie schön und wie wichtig es ist, mit weitem Herz und offenen Augen durchs Leben zu gehen. Auf der anderen Seite gab und gibt es in der Kirche manche, die alles andere als ein weites Herz und offene Augen haben, die im Gegenteil sehr engstirnig sind und keine offenen Augen für die Nöte der Menschen haben. Immerhin hat der ehemalige Freiburger Erzbischof Zollitsch, dem Vertuschung in größerem Stil vorgeworfen wird, selbst eingestanden, manchmal zu sehr auf das Wohl der Kirche und zu wenig auf die Nöte der Opfer geschaut zu haben. Ein Eingeständnis, das freilich reichlich spät kam und den Betroffenen wenig hilft.

Gerade die Feiern der Erstkommunion zeigten mir nochmals, wie schön es ist, wenn Kinder in all ihrer Offenheit und Begeisterungsfähigkeit dabei sind. Und ich bin auch überzeugt, dass die christliche Botschaft und der christliche Glaube für Kinder (und nicht nur für sie) etwas sehr Kostbares sein kann. Schon deshalb wollen wir als Kirchengemeinde selbstverständlich uns nach Kräften bemühen, dass Kinder und Jugendliche sich bei uns wohlfühlen können. Wir haben uns vor einigen Jahren das Leitbild einer einladenden Gemeinde mit offenen Türen und offenen Herzen gegeben. Natürlich sind auch wir da nicht am Ziel, natürlich ist diese einladende Offenheit etwas, woran wir fortwährend arbeiten müssen.

Eines aber muss bei all dem klar sein: So wichtig die Kirche ist, letztlich geht es immer zuallererst um die Menschen. Ich meine, gerade in der Krise der Kirche sollte diese nicht zu sehr auf sich schauen, sondern auf die Menschen und insbesondere auf ihre schwächsten Mitglieder. Denn - um ein Wort Jesu leicht abzuwandeln: Die Kirche ist für die Menschen da, nicht der Mensch für die Kirche.


Und darauf hoffe ich: Wenn die Kirche für die Menschen da ist, dann hat sie auch eine Zukunft. Wenn sie aber nicht für die Menschen da ist, dann braucht sie auch keine Zukunft.

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