22. Dez 2022
Veranstaltung am: 28.03.2024
Pf. Dr. Edgar Jans
Jedes
Jahr vor Weihnachten geht in vielen Familien die Suche nach dem perfekten
Christbaum los. Möglichst gerade sollte er sein, die Zweige in genau dem
richtigen Abstand, damit er schön geschmückt werden kann, nicht zu breit, aber
auch nicht zu schmal … Und nach Weihnachten gibt es dann den schönen Brauch des
Christbaumlobens, bei dem der (fast) perfekte Baum in höchsten Tönen gelobt
wird (wobei dabei manchmal wohl weniger die Form des Baumes als eher die
Belohnung für das Loben im Vordergrund steht).
Auch
ich habe in den letzten Jahren immer wieder einen schönen, möglichst
gleichmäßig gewachsenen Baum ausgesucht. Dabei habe ich mir jedoch auch immer
wieder gedacht: eigentlich würde ein schiefer und krummer Baum mindestens
genauso gut passen. Natürlich kann man argumentieren: Was wir an Weihnachten
feiern, ist so großartig, dass dafür nur die schönsten Bäume angemessen sind.
Andererseits aber stellt sich die Frage: Dürfen zur Krippe wirklich nur die
Perfekten? Kam Christus nicht gerade zu den Gebeugten, zu denen, die vom Leben
gezeichnet sind? Und würde dazu nicht viel besser ein Baum passen, der auch vom
Leben gezeichnet ist? Manchen Bäumen vor allem in den Bergen sieht man es an,
wie sie mit Sturm und Schneelast zu kämpfen hatten. Andere sind etwas
kümmerlich gewachsen, weil sie immer eher im Schatten standen. Vielleicht
stelle ich doch mal solch einen Baum neben meine Krippe, einer, der mich daran
erinnert: zur Krippe gehören gerade die Unvollkommenen, die vom Leben Gezeichneten.
Auch die Hirten damals putzten sich wohl nicht besonders schön heraus, ehe sie
sich zur Krippe aufmachten. Überhaupt bedeutet doch Weihnachten: Christus will
gerade zu denen kommen, die mit Sorgen und Nöten zu kämpfen haben, die selbst
oft auf der Schattenseite des Lebens stehen, in deren Leben nicht alles perfekt
verlaufen ist. Und der Schmuck an diesem Baum könnte dann der Hinweis sein,
dass jeder und jede durch die weihnachtliche Botschaft reich beschenkt wird und
manches Krumme doch sehr schön werden kann.
So
gesehen ist der „perfekte“ Christbaum vielleicht gerade ein ziemlich schiefer
und krummer Baum.
Pf.
Dr. Edgar Jans