2. Advent

Am zweiten Adventssonntag begegnen uns in den katholischen Gottesdiensten wunderbare Bilder des Friedens aus dem Buch Jesaja: „Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie. Kuh und Bärin nähren sich zusammen, ihre Jungen liegen beieinander.“ Bei diesen Sätzen ging es dem Propheten freilich weniger um die Tierwelt, ihn interessierte vielmehr der Frieden zwischen den Menschen. Offensichtlich spürte er: auch unter Menschen gibt es scheinbar unüberwindliche Gräben, es gibt die Feinde, mit denen ein Friede unvorstellbar erscheint – genauso unvorstellbar wie der Friede zwischen Wolf und Lamm.

Trotzdem träumt er von solch einem Frieden, e r will die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander nicht aufgeben. Z wischen den Zeilen steht damit eine doppelte Botschaft:

Zum einen drückt der Prophet hier aus: Es ist Gottes Wille, dass die Menschen in Frieden zusammenleben. Der Sinn des Lebens kann nicht darin bestehen, sich zu bekriegen, den anderen zu besiegen oder gar zu vernichten.

Und zum anderen ist es die Ermutigung, den Frieden nicht vorschnell abzuschreiben: mag der Friede manchmal sehr fern scheinen, mag der Weg zum Frieden furchtbar kompliziert und steinig sein, gebt die Hoffnung nicht auf, dass Friede möglich ist.

Nun hören wir diese Sätze im Advent, also in der Zeit, in der das Kommen Jesu Christi besonders im Blick ist. Hat sich mit ihm diese Hoffnung erfüllt? Oder muss am angesichts des Unfriedens in der Welt eher sagen, es war eine trügerische Hoffnung? Ich denke weder noch. Diese uralte Sehnsucht nach Frieden, diese Frage, ob ein friedliches Miteinander möglich ist, ist mit Jesus Christus nicht einfach beantwortet, weder in die eine, noch in die andere Richtung. Die Frage bleibt offen. Aber Christus hat diese urmenschliche Hoffnung bestärkt. Seine Botschaft unterstreicht nochmals: Gott will den Frieden und Gott stärkt die Hoffnung all derer, die sich um den Frieden bemühen.