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Kirche auf der Landesgartenschau

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Aktuelles Programm im September

Programm September 2024

Predigt am 15.9.24: Seid wahrhaftig und verändert die Welt zum Besseren (Mk 8,27-35), Pfr. E. Jans

Liebe Gemeinde,
Wahrlich schwierige Worte, die uns da heute im Evangelium zugemutet werden, angefangen von der so harschen Kritik an Petrus bis hin zur Aufforderung, sich selbst zu verleugnen und sein Kreuz auf sich zu nehmen.
Gerade an diesem „sich selbst verleugnen“ bin ich immer wieder hängen geblieben. Auch im Lied vorher, das ja dieser Bibelstelle nachgedichtet wurde, klang es an: „Verleugnet euch, verlasst die Welt …“ Dadurch wird es freilich nicht einfacher. Auch noch die Welt verlassen? Sollten wir nicht viel lieber in der Welt wirken, statt Weltflucht zu begehen? Lieber die Welt zum Besseren verändern, als sie einfach zu verlassen? Und was heißt hier: sich selbst verleugnen. Im deutschen Wort verleugnen steckt ja leugnen – und das hängt wiederum mit lügen zusammen. Schon von der Wortbedeutung her klingt das Verleugnen nicht gerade nach Wahrhaftigkeit. Aber kann das gemeint sein?
Um hier ein wenig weiter zu kommen, finde ich eine Frage ganz hilfreich, nämlich die Frage: Hat Jesus von den Jüngern etwas gefordert, was er nicht selbst vorgelebt hat? Ich denke, da sind wir uns schnell einig, dass dem nicht so ist. Wir sollen doch Jesus – so weit möglich – als Vorbild nehmen. Auch im Lied (GL 461) klang es an: „Mir nach, spricht Christuns, ... folgt meinem Wandel nach“. Das kann doch nur heißen: Tun, was Jesus getan hat. Und dann können wir weiter fragen: Hat Jesus sich verleugnet? Auch da würde ich spontan antworten: nein, hat er nicht. Petrus hat ihn verleugnet, aus Ängstlichkeit blieb er da nicht bei der Wahrheit. Aber Jesus wollte sich nicht verstecken, im Gegenteil, er trat offen auf – und vor allem in ganzer Wahrhaftigkeit. Da ist nichts zu spüren von lügen, leugnen, verleugnen …
Und hat Jesus die Welt verlassen? Nun ja, da könnte man sagen, irgendwann schon, mit seinem Tod, spätestens mit der Himmelfahrt – wobei wir selbst da sagen: er wollte die Welt nicht einfach hinter sich lassen. Er wollte den Menschen in aller Welt nahe bleiben. Und vor allem: zuerst einmal kam er in die Welt, weil ihm die Welt wichtig war, weil er den Menschen in der Welt wichtiges zu sagen hatte, und weil er mit diesen Menschen die Welt verändern wollte. Da ist nichts von einer Weltflucht zu spüren. Auch dass er immer wieder bei Festen war, gerne mit seinen Jüngern aß und trank, zeigt doch: Jesus schätzte die Welt und war durchaus gerne in ihr.
Wie aber soll man dann seine Aufforderung verstehen: Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst. Wie auch sonst manchmal steckt ein Teil des Problems in der Übersetzung. Denn anders als im Deutschen schwingt im ursprünglichen griechischen Wort nichts von leugnen oder lügen mit. Es ist da eher gemeint: Nimm dich, nimm deine Bedürfnisse nicht zu wichtig. Und hier kann Jesus durchaus Vorbild sein. Was er sehr wichtig nahm, das war seine Botschaft. Die Botschaft vom Reich Gottes, die Botschaft von der Liebe des himmlischen Vaters. Und hier gab es wirklich nichts zu verleugnen, hier war die ganze Wahrhaftigkeit gefordert – so sehr, dass er deshalb anderes eben nicht so wichtig nahm. Für diese Wahrhaftigkeit nahm er in Kauf, angefeindet, ja schließlich sogar getötet zu werden. Genau hier steckt ja auch die Versuchung des Petrus mit seinen – wohl durchaus gutmeinten – Ratschlägen: Pass auf dich auf, schau, dass du mit deinem Auftreten nicht in Schwierigkeiten kommst, sei lieber vorsichtig mit dem was du sagst, steck lieber etwas zurück …
Aber genau das will Jesus nicht. Seine Botschaft ist ihm so wichtig, dass es für ihn da keine Kompromisse gibt. Und diese aufrechte, wahrhaftige Einstellung will er den Jüngern weitergegeben. Und ich meine, genau das ist hier gemeint: seid aufrechte, wahrhaftige Christen, steht fest in eurem Glauben und in euren Überzeugungen, so sehr, dass ihr bereit seid, dafür – wenn es sein muss - auch Nachteile in Kauf zu nehmen (das eine oder andere Kreuz auf euch zu nehmen)

Diese Aufforderung ist wahrlich immer noch alles andere als einfach, ja vielleicht noch schwieriger als ein wie auch immer geartetes „Sich verleugnen“. Aber anders als das Verleugnen oder die Weltflucht ist diese mutige Wahrhaftigkeit durchaus etwas, was mir erstrebenswert erscheint. Statt „verleugnet euch, verlasst die Welt“ würde ich deshalb lieber sagen: seid wahrhaftig in euren Überzeugungen und verändert die Welt zum Besseren. Amen.


Predigt am 25.8.24: Die Vielen, die Zwölf, der Eine, Pfr. D. Huynh

21. Sonntag im Jahreskreis

„Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?“ Mit diesen Worten „vieler Jünger Jesu“ begann das heutige Evangelium. Wir müssen uns noch einmal vergegenwärtigen, was Jesus gesagt hatte; wir haben es am vergangenen Sonntag im Evangelium gehört. Es waren Sätze darunter wie: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.“ – „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben.“ – „Mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank.“
Das ist wirklich schwere Kost, um im Bild zu bleiben, und vielleicht können wir diese Worte auch nur ertragen, weil wir uns an sie gewöhnt haben und wir sie in ihrer sakramentalen Bedeutung verstehen. Hätten wir sie damals verstanden, als Jesus sie sprach? Oder wäre es uns vielleicht ähnlich gegangen wie denen, die sagten: „Jetzt reicht’s!“? Sollten wir nicht für diejenigen, die Jesus daraufhin verließen, eine Lanze brechen, statt den Stab über sie?

Man hat den Eindruck, als wollte Jesus gewissermaßen einen Reizpunkt setzen, eine Krise, einen Entscheidungspunkt, ganz bewusst herbeiführen, um die Spreu vom Weizen in seiner Nachfolge zu trennen.

Die Vielen
Zwei Gespräche sind es, die wir im Evangelium hörten. Einmal zwischen Jesus und „den vielen Jüngern“, zum anderen zwischen ihm und den verbliebenen Zwölf, aus denen heraus Petrus zu ihm spricht. Zunächst die vielen Jünger – wer sind sie?
Das 6. Kapitel des Johannesevangeliums, aus dem wir auch heute die Frohe Botschaft vernommen haben, begann mit der wunderbaren Brotvermehrung am See von Tiberias. Viele Menschen waren Jesus hierher gefolgt, „weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat“. Als sie nun das nächste große Zeichen, die Brotvermehrung, erleben, sind sie überzeugt: „Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.“ Sie folgen ihm auch weiter nach, selbst als er sich von ihnen zurückgezogen hatte.
Warum suchen sie ihn? Was erwarten sie von ihm?

Jesus sagt ihnen auf den Kopf zu, dass sie ja nur an der vordergründigen Wirkung seiner Zeichen interessiert seien, „… weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid“. Und nun hebt er an: Dem Manna, das von Himmel kam, setzt er sich selbst als das wahre Brot vom Himmel und Brot des Lebens entgegen. – Da können viele nicht mehr mit.

Hohe Glaubenshürde
Jesus setzt hohe Hürden des Glaubens. Zwar ist das Heil Gottes, das er den Menschen etwa durch seine Krankenheilungen bringt, ein Geschenk für alle. Aber es bleibt nur ein „Zeichen“ für eine ganz andere Wirklichkeit, die nur im Glauben an ihn zu erkennen ist. Die Hürde dieses Glaubens ist für uns nicht niedriger geworden: Glauben wir daran, dass Jesus wirklich von den Toten erstanden ist und bei Gott lebt? Glauben wir daran, dass wir wirklich ihn selbst, Gott von Gott, in uns aufnehmen, wenn wir die Kommunion empfangen? Sind wir überzeugt, dass er auch uns dereinst vom Tod erwecken wird, wenn wir an ihn als Gottes Sohn glauben?
Um das geht es in Wahrheit. Auch heute mag es viele geben, die Christen sind und irgendwie an Jesus glauben, sich etwas von ihm erwarten für ihr Leben, denen aber diese Glaubenshürden, bei Licht betrachtet, zu hoch sind.

Die Zwölf
Gegenüber den Vielen stehen am Ende die Zwölf, die bei Jesus bleiben. Die Herde wird kleiner, wenn sie in die Krise kommt, vor die Entscheidung für oder gegen Jesus gestellt wird. Und aus der Zwölfzahl kristallisiert sich nochmals einer heraus, der sein Bekenntnis zu Jesus ablegt: Du bist der Heilige Gottes.
Auch das vermag uns etwas Wichtiges zu zeigen: Die Gruppe, der Kreis derer, die sich für Jesus entscheiden, wird auch in unserer Zeit kleiner. „Seit Jahren schreitet die Entkirchlichung voran. Katholiken und Protestanten machen nur noch rund 48 Prozent aus. Mittlerweile sind die Christen in der Minderheit“[1].
Doch selbst die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe, die treue Mitfeier der Gottesdienste mit denjenigen, die zu Jesus gehören wollen, ersetzt nicht das je persönliche Bekenntnis zu ihm. Wir alle müssen uns immer wieder fragen: Wer ist Jesus für mich ganz persönlich? Sind seine Worte Geist und Leben für mich? Ist er der Heilige Gottes, der Sohn Gottes für mich?

Der Eine und ich
Das Johannesevangelium führt uns immer wieder solche einzelnen Menschen vor Augen, die ihr ganz persönliches Glaubensbekenntnis zu Jesus ablegen: Thomas, der sagte: „Mein Herr und mein Gott“; Marta, die bekennt: „Du bist die Auferstehung und das Leben“; Petrus, der sagte: „Du hast Worte ewigen Lebens.“
Das ist sicher schwer. Jesus wird uns nicht von sich weisen, wenn wir nicht so tief, so hoch und fest glauben können wie die Genannten. Aber bisweilen stellt er auch unseren Glauben im wahrsten Sinne des Wortes in Frage. Und dann können wir vielleicht auch beten: Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben.


[1] Aus: Schwäbische Zeitung, Mittwoch, 10. Juli 2024.

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