Hier finden Sie die aktuelle Ausgabe von IsnyAktuell mit dem Kirchenblatt der Kath. Seelsorgeinheit Isny
27.
Sonntag im Jahreskreis
Weil ich denke, sag ich danke
„Was der
Mensch braucht.“ Diesen Titel trägt ein Band mit Erzählungen des
Schriftstellers Arnold Zweig (1887–1968). Das Erntedankfest bietet einen guten
Anlass, darüber nachzudenken, was wir zum Leben brauchen. Was ist wirklich
wichtig, unverzichtbar für mich? Denn um ehrlich danken zu können, muss ich
mein Leben reflektieren, ich muss nachdenken über das, was ich erlebe und
erfahre, was mein Leben letztlich ausmacht.
Danken für
das Selbstverständliche
Bittprozessionen
zur Aussaat um Segen für die Felder, danken für die eingebrachte Ernte – das
kann einem leicht als unwichtig und folkloristisch erscheinen, wenn die Regale
im Supermarkt ja doch immer gut gefüllt sind, egal, ob es gedeihliches Wetter
und eine gute Ernte gab. Und wenn nicht bei uns, dann doch sicher in einem
anderen Teil der Welt, von wo ohnehin manche unserer Waren und Lebensmittel
kommen. Da regt es höchstens auf, wenn die Preise steigen, weil die Nachfrage
nach einem schlechten Jahr größer ist.
Aber ist das
alles eigentlich so selbstverständlich? Kann ich für das tägliche Brot noch
dankbar sein? Die Erde ist uns von Gott gegeben, und Gott gibt, so haben wir es
im Tagesgebet gesprochen, mehr als wir erbitten können und oft auch mehr, als
wir vielleicht verdienen würden. Diese Güte Gottes will uns anstiften, selbst
gütig zu sein: mit der Schöpfung und allem, was darin lebt; besonders auch mit
den Menschen, die nicht so gut leben können wie wir. Darum hat das
Erntedankfest, wenn wir es richtig verstehen, auch die Komponente sozialer
Verantwortung über unseren Tellerrand hinaus. Dazu gehört, sich bewusst zu
machen, das Vieles in unserem Leben, das uns so selbstverständlich erscheint,
gar nicht selbstverständlich ist. Und dass es auch heute noch längst nicht für
alle Menschen auf dieser Welt selbstverständlich sein kann. Das kann und muss
manchmal zu einer Anfrage an meinen Lebensstil werden.
Danken für
gelingende Beziehungen
An diesem
Sonntag treffen die liturgischen Texte des 27. Sonntags im Jahreskreis auf
Erntedank; sie sprechen von der Erschaffung des Menschen, von Liebe und Ehe.
Hat das auch etwas miteinander zu tun? Wir ernten ja durchaus auch im
übertragenen Sinn, nämlich die Früchte unseres Lebens. Und ohne gelingende,
glücklich machende Beziehungen wären wir wahrlich arm dran, könnten wir gar
nicht leben. Auch das ist ein Motiv des Dankens, das heute in den Blick kommt.
Der Mensch
ist ein Beziehungswesen, angelegt auf ein partnerschaftliches Miteinander, so
beschreibt es das Buch Genesis in der heutigen Lesung. Das bezieht ja aber eine
Vielfalt von Beziehungen mit ein: Verwandtschafts- und Patenbeziehungen,
Freundschaften, Berufskollegenschaft und Bekanntschaften. Denn die
geweiht-zölibatär Lebenden wie auch die Eheleute leben ja im guten Fall nicht
nur mit und für sich selbst. Das Beziehungsgeflecht menschlichen Lebens hat
sich in 2000 Jahren natürlich verändert, auch gesellschaftlich bedingt. Man
denke nur an das Frauenbild und das Verhältnis von Mann und Frau.
Und die Frage
an Jesus im heutigen Evangelium zeigt, dass auch zu seiner Zeit zwischen Ideal
und Realität manche Unterschiede existierten.
„Wenn wir
einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet.“ So
heißt es im ersten Johannesbrief, dem heute der Ruf vor dem Evangelium
entnommen ist. Dankbar sein für die Vielfalt der menschlichen Beziehungen, in
denen wir leben, die glücken und gelingen, die uns stärken und im Leben tragen,
auch das ist Dank an Gott.
Ernte-Denk-Fest
„Weil ich
denke, sag ich danke; du beschenkst mich jeden Tag, immer neu mit deiner Liebe;
guter Gott, wie ich das mag.“ In diesem kurzen, kindgemäßen Liedvers der
Komponistin und Dichterin Kathi Stimmer-Salzeder liegt eine tiefe Wahrheit.
Denn denken und danken haben nicht nur aufgrund der fast gleichen Buchstaben
sehr viel miteinander zu tun. Das Erntedankfest wird so auch zu einem
Ernte-Denk-Fest.
Denken und
Nach-Denken über unsere Lebensweise, mit Blick auf die Bewahrung der Schöpfung;
mit Blick auf die Lebenschancen aller Menschen; mit Blick auf die Menschen, die
mit uns durchs Leben gehen und uns an der Seite stehen.
Der zitierte
Liedvers kann so auch unser Dank sein: „Weil ich denke, sag ich danke; du
beschenkst mich jeden Tag immer neu mit deiner Liebe; guter Gott, wie ich das
mag!“
26.
Sonntag im Jahreskreis
Vom Umgang mit „Produktpiraterie“
„Der
Wind weht, wo er will.“ Dieses Wort Jesu über den Geist aus seinem nächtlichen
Gespräch mit Nikodemus mag einem in den Sinn kommen beim Hören und Lesen des
heutigen Evangeliums. Auch wenn im Evangelium von ihm nicht die Rede war, so
haben wir doch in der Ersten Lesung von diesem Geist gehört, der auch Menschen
erfasst, die nicht zur Gruppe der Erwählten gehören. Solche Menschen gab es
offensichtlich auch im Umfeld Jesu. Wie kam es zu dieser Situation, die Markus
beschreibt – und wie gehen wir heute mit ihr um?
Berechtigte Entrüstung
Da
ist also einer, der in Jesu Namen Dämonen austreibt. Der Jünger Johannes
berichtet ihm davon, wahrscheinlich entrüstet: Wie kann es einer wagen, in
deinem Namen aufzutreten?! Die Entrüstung ist wohl nicht nur in Blick auf Jesus
so groß, sondern auch auf die Jünger selbst – und durchaus verständlich.
Schließlich
haben die Jünger viel aufgegeben, um zu ihm zu gehören.
Und
da kommt nun einer daher, der sich abseits von Jesus hält, keine Bindung zu ihm
eingeht, aber in seinem Namen handelt. Der sich sozusagen die Rosinen
rauspickt, den Namen Jesu in diesem Fall, und damit gewissermaßen ein eigenes
„Geschäftsmodell“ betreibt: als Exorzist besessene Menschen zu heilen. Wenn es
ein „Geschäft“ wäre, könnte man heutzutage von einer „Markenpiraterie“
sprechen, weil sich da jemand Jesu Markenzeichen, Menschen zu heilen, und auch
sein „label“, wie man sagt, also den Namen, zu eigen gemacht hat. Das geht gar
nicht. So ist die Entrüstung groß also auch im Blick auf Jesus.
Man
stelle sich vor, was bei uns passierte, wenn ein Schuh-Hersteller einen
preiswerten Sportschuh mit drei Streifen auf den Markt bringt und unter dem
Namen Adidas verkaufte … Ob die Leitung des Sport-Unternehmens sagen würde:
Lasst sie nur, wer unter unserem Namen etwas verkauft, kann so leicht nicht
schlecht von uns reden …??? Unmöglich.
Warnung vor Scharlatanen
Nun
betreibt Jesus natürlich kein Geschäft. Aber die Frage des Jüngers Johannes
zeigt doch, dass auch in religiösen Profilen ähnlich gedacht wird. Die Jünger
wollten den Namen Jesu geschützt wissen – da kann nicht jeder in seinem Namen
auftreten. Schließlich hat doch auch Jesus selbst vor falschen Propheten
gewarnt. Und die Gemeinden erlebten am Anfang auch Scharlatane wie Simon den
Magier, von dem uns die Apostelgeschichte berichtet (Apg 8, 9f.). Der bot den
Jüngern sogar Geld, damit er die Macht bekäme, wie sie den Menschen die Hände
aufzulegen und den Heiligen Geist auf sie herabzurufen.
Vielleicht
liegt der Hauptunterschied tatsächlich im „Geschäftlichen“: Wem es darum geht,
im Namen Jesu aufzutreten, um sich selbst zu bereichern, der kann nicht im
Geiste Jesu handeln, der ist ein Scharlatan – unaufrichtig vor Gott, wie es
Petrus besagtem Simon in der Apostelgeschichte vorwirft. Aber wie ist es mit Menschen,
die den Namen Jesu nutzen, um nicht für sich, sondern für andere etwas Gutes zu
tun?
Weitherzig
Jesus
begegnet uns im heutigen Evangelium bezüglich dieser Frage äußerst weitherzig.
Er sagt: Hindert ihn nicht. Wer nicht gegen uns ist, ist für uns. Er sagt aber
an anderer Stelle auch etwas anderes, geradezu umgekehrt: „Wer nicht für mich
ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut“ (Mt 12,30).
Man kann also keine einheitliche Wertung vornehmen und sich auf Jesus berufen –
es hängt immer von den jeweiligen Umständen ab, ob man Grenzen zieht oder
Toleranz gewährt.
Vieles
von dem, was zum „Markenzeichen“ der Kirche gehört, wird auch außerhalb von ihr
gepflegt und gelebt – manchmal sogar besser als in der Kirche selbst. Denken
wir an Menschen, die sich in Hilfsorganisationen für andere einsetzen, für
unsre Umwelt engagieren, gegen Unrecht und für Barmherzigkeit aufstehen.
Schadet das der Kirche? Oder geht es uns dann vielleicht ähnlich wie den
Jüngern? Sind wir verärgert darüber, dass immer weniger sich an die Kirche
binden, Gemeindearbeit dadurch immer schwerer wird?
Das von Jesus verkündete Reich Gottes bricht
sich unabhängig von unserer Leistung Bahn – solange wir es nicht hindern. In
diesem Sinne ist das Wort Jesu heute von großer Toleranz und Weite. Es mag
Situationen geben, wo das andere, gegenteilige zutrifft, aber für uns ist die
Großherzigkeit Jesu zunächst ein großes Zeichen und Vorbild – ja, nicht selten
können wir sogar von anderen lernen, was wir besser machen können.
Liebe
Gemeinde,
wenn dir dein
Fuß Ärgernis gibt, dann hau ihn ab; es
ist besser für dich, lahm in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die
Hölle geworfen zu werden. Wahrlich keine einfachen Sätze, die uns da zugemutet
werden. Ich habe mir deshalb durchaus überlegt, anlässlich des Erntedankfestes (Tages der Ortschaft) einen anderen Text
zu wählen. Dabei wäre zum Beispiel jenes Wort Jesu in Frage gekommen, das ich
am Donnerstag beim Gottesdienst mit den Kindergärten ausgesucht hatte: Seht auf
die Raben, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben keine Vorratskammern,
und doch geht es ihnen gut, Gott sorgt für sie. Das scheint so ziemlich genau
der Gegensatz zur Botschaft des heutigen Evangeliums: Von den Raben ein
sorgenfreies Leben lernen – dankbar für all das Gute, das einem geschenkt ist.
Oder hier: aus Sorge vor der Hölle sich das Auge ausreißen oder den Fuß
abhacken.
Dieser Gegensatz bleibt auch dann bestehen, wenn man bedenkt, dass solche
Sätze natürlich nicht wörtlich zu nehmen sind. Jesus hätte kaum so viele Lahme
geheilt, nur damit sie sich hinterher wieder selbst verstümmeln. „Den Fuß
abhacken“ das entspricht hier eher der Redewendung: sich einen Fuß rausreißen
für eine Sache. Wenn man sagt: dieser oder jener reißt sich bei der Arbeit
keinen Fuß raus, heißt es ja, er macht sich einen schlauen Job, er zeigt nicht
viel Einsatz. Umgekehrt heißt dann „sich einen Fuß rausreißen“:
leidenschaftlich und mit ganzem Einsatz, mit viel Herzblut bei der Sache sein.
So lautet
also der Gegensatz: Sorgenfrei wie die Vögel des Himmels leben – dankbar für
all das Gute das einem geschenkt ist. Oder doch mit ganzem Einsatz rackern und
ackern, damit etwas Gutes werden kann.
Jesus scheint
seine Jünger mal zum einen, mal zum andern aufzufordern. Und tatsächlich
bewegen wir uns wohl immer wieder zwischen diesen beiden Polen, und beides
gehört zum Leben.
Manchmal ist
es wirklich gut, auf die Raben zu schauen, sich nicht zu viele Sorgen zu
machen, statt immer nur zu überlegen, was man noch machen sollte, für was man
noch sorgen sollte, einfach auch mal sich zu freuen an dem, was man hat, und
dankbar zu sein für das Gute, das einem geschenkt ist.
Auf der
anderen Seite ist aber immer wieder auch der ganze Einsatz gefordert. Wer einen
eigenen Garten hat, der kennt das. So ein Garten kann viel Freude machen. Aber
er macht auch Arbeit. Da muss man sich eben manchmal doch „einen Fuß
rausreißen“, dass da etwas wächst und gedeiht, dass nicht alles den Schnecken zum
Opfer fällt oder von Unkraut überwuchert wird …
Und was für
den Garten gilt, das gilt ganz ähnlich für die Schöpfung insgesamt. Ja, die
Schöpfung ist Anlass zu Freude und Dankbarkeit. Und es tut uns gut, die
wunderbare Natur immer wieder einfach genießen zu können. Auch den Vögeln und
anderen Tieren zuzuschauen oder die Blumen am Wegesrand zu bestaunen. Es ist
wirklich toll, was es da alles gibt, was uns da alles geschenkt ist.
Aber: wie im
Garten gilt mittlerweile mehr und mehr: auch die Schöpfung braucht die Sorge
der Menschen. Nehmen wir den Klimawandel, die zunehmenden Unwetter oder
Trockenheiten: da sollten wir eben nicht sorglos in die Zukunft gehen, sondern
heute beginnen, dafür zu sorgen, dass die Schätze der Natur erhalten bleiben.
Ja, da braucht es Menschen, die „sich den Fuß rausreißen“ für die gute Sache,
die sich dafür einsetzen, dass nicht einfach alles sich selbst überlassen wird,
der Klimawandel ungebremst fortschreitet und seine Folgen immer katastrophaler
werden.
Im Übrigen kommt hier noch etwas zu tragen, was in der Lesung wie auch im Evangelium anklang: man braucht immer wieder Mitstreiter, Menschen, die dieselben Ziele haben, sich für dasselbe einsetzen. Am besten ist es natürlich, möglichst viele zu haben, die da voll und ganz dabei sind. Oft ist es aber so, dass es auch welche gibt, die schon helfen, aber irgendwie doch nicht so ganz dazugehören. Die beiden biblischen Texte empfehlen da offensichtlich, den Kreis nicht zu eng zu ziehen. Auch Helfer, die nicht zum engsten Kreis gehören, können hilfreich. Bei Mose waren es Eldad und Medad, die irgendwie nicht so ganz dazugehörten – für die aber Mose das Wort ergriff. Und bei Jesus war es einer, der in seinem Namen Dämonen austrieb, ohne zum engeren Kreis der Jünger zu gehören. Jesus aber meinte, das sei in Ordnung, Hauptsache er tut Gutes. „Wer nicht gegen uns ist für uns“.
Aber zurück
zum sorgenfreien Leben der Raben einerseits und dem ganzen Einsatz mit viel
Herzblut für eine gute Sache andererseits: Vielleicht ist das also doch gar
kein Gegensatz. Irgendwie gehört eben doch beides zum Leben. Manchmal dürfen
und sollen wir einfach dankbar sein für all das, was uns Gutes geschenkt ist –
und davon gibt es wirklich vieles. Diese Freude und Dankbarkeit sollten wir nie
vergessen. Auf der anderen Seite aber gibt es Zeiten, wo der ganze Einsatz
gefordert ist, wo es gilt, „sich einen Fuß rauszureißen“, um das Gute zu
bewahren und zu ermöglichen – damit auch morgen noch viele Menschen froh und
dankbar sein können.
Die Bibel hat das Glücksspiel nie ausdrücklich verboten; es existierte damals einfach nicht. Registrieren Sie sich daher gerne auf der offiziellen Website Joker 8 in Deutschland und haben Sie Spaß!