Hier finden Sie die aktuelle Ausgabe von IsnyAktuell mit dem Kirchenblatt der Kath. Seelsorgeinheit Isny
Liebe
Gemeinde,
Nebel
ist etwas sehr lästiges. Das gilt eigentlich auf vielen Gebieten. Wer im Auto
unterwegs ist, kennt das, man muss langsamer fahren, muss besser aufpassen, ob
plötzlich irgendwo ein Auto, ein Radfahrer oder irgendein Hindernis auftaucht.
Noch
lästiger ist es beim Skifahren. Wenn man nicht mehr weiß, wo es lang geht, wenn
man keine Hügel oder Löcher erkennt, dann macht das in der Regel eher wenig
Spaß. Man tastet sich durch den Nebel eher den Berg hinab, als dass man die
Abfahrt genießen kann.
Und
ähnlich ist es vielleicht auch manchmal im Leben: man kommt sich vor wie in
einem dichten Nebel. Man sieht nicht weit, kommt nur mühsam voran – und weiß
vielleicht gar nicht, ob man in die richtige Richtung geht oder sich vielleicht
eher im Kreis bewegt.
Egal
ob im Straßenverkehr oder auf der Skipiste oder auf den Wegen des Lebens: der
Nebel ist lästig. Und umso mehr freut man sich, wenn der Nebel plötzlich
weicht, wenn die Nebelbank endet, die Nebelschaden sich verziehen. Wenn man
wieder klarer sieht und erkennen kann, wo es hin geht.
Nun weiß ich natürlich nicht, wie genau das
Wetter damals bei den Jüngern auf dem Berg war. Aber so ähnlich stelle ich mir
ihre Erfahrung vor: Sie, die sich im Nebel fühlten, die vieles – wenn überhaupt
– eher verschwommen wahrnahmen, manches vielleicht erahnten, aber eben doch im
Nebel tappten, sie sahen nun plötzlich klarer. „Verklärung“ wird diese Szene bekanntlich
bezeichnet. Und in diesem Wort Verklärung steckt ja schon, dass man etwas „klarer“
sieht. Die Jünger sehen nun klarer, wer Christus ist. Sicher hatten sie auch
bisher schon geahnt und irgendwie gespürt, dass ihnen in Christus Gott ganz
nahe ist. Aber nun können sie diese Nähe unverstellt spüren. Sicher hatten sie
auch bisher schon geahnt, dass dieser Jesus Christus ihr Leben verändert und
entscheidend ist für ihren weiteren Lebensweg. Aber nun sehen sie klarer, wohin
der Weg des Lebens gehen könnte und weshalb dieser Weg der richtige ist.
So
einmalig dieses Ereignis der Verklärung ist, ähnliche Augenblicke können wir
vielleicht doch auch immer wieder erfahren, jedenfalls wünsche ich es uns:
Augenblicke, in denen wir plötzlich klarer sehen, klarer erkennen, was wichtig
ist, worauf es ankommt, in welche Richtung der Weg weiterführt.
Das
gilt für den persönlichen Lebensweg wie etwa auch für uns als Gesellschaft und
auch als Kirche. Auch in der Kirche hat man ja manchmal durchaus den Eindruck
eines dichten Nebels, den Eindruck, dass man nicht recht vorankommt, sich eher
im Kreis dreht oder gar die Orientierung verloren hat. Umso wichtiger wären
solche Augenblicke der Klarheit.
Freilich
gilt für den Weg der Kirche oder der Gesellschaft ebenso wie für den Lebensweg
jedes einzelnen: manchmal gibt es solche mühsamen Zeiten.
So
wie man sich im Straßenverkehr oder beim Skifahren das Wetter nicht aussuchen
kann, so müssen wir uns vielleicht auch im Leben manchmal durch den Nebel
kämpfen. Manchmal ist der Lebensweg ein vorsichtiges Suchen und Tasten. Aber
gerade deshalb sind solche besonderen Augenblicke so wichtig und kostbar:
Augenblicke, in denen die Nebel verschwinden und wir klarer sehen.
Und
ich meine, der Glaube kann uns dabei durchaus helfen. Er kann uns helfen,
klarer zu sehen, was wirklich wichtig ist. Er kann uns helfen, klarer zu sehen,
wohin der Weg gehen soll. Er kann uns helfen, über dem Nebel des Alltags die
Weite und Offenheit des Himmels klarer zu erkennen.
Natürlich:
auch im Glauben gibt es Zeiten, in denen wir uns eher im Nebel vorantasten und
den Weg suchen. Auch die Jünger damals sind ja nicht auf dem Berg geblieben,
sondern stiegen wieder hinab: hinab ins Tal, wo der Blick nicht so unverstellt
und ungetrübt war. Aber sie nahmen in ihren Herzen doch diesen Augenblick der
Verklärung auf dem Berg mit.
Und
genau solche Augenblicke wünsche ich uns immer wieder: Augenblicke, in denen
wir uns dem Himmel ganz nahe fühlen, in denen wir Gottes segensreiche Nähe
unverstellt wahrnehmen können.
Solche
Augenblicke werden nicht die Nebel für immer vertreiben, aber sie können uns
Kraft geben, doch immer wieder weiter zu suchen und zu tasten, und dank ihnen
können wir uns vergewissern, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Amen.
Die Erzählung von Isaaks
Opferung ist gewiss eine der schwierigsten in der Bibel. Wie kann Gott von
einem Vater verlangen, seinen Sohn zu opfern? Was ist das für ein Gott? Bei der
Beantwortung dieser Frage müssen wir natürlich die Geschichte ganz lesen. Vor
allem den Anfang: „Gott stellte Abraham auf die Probe.“ Gott stellt den Glauben
Abrahams auf die Probe. Wie groß ist dieser Glaube? Wie weit würde Abraham
gehen? Und Gott sendet ja schließlich auch den Engel, der rettend eingreift und
die Tötung des Kindes verhindert.
Doch welche Impulse
können von dieser Begebenheit für uns heute, für unseren Glauben, unsere
Beziehung zu Gott ausgehen?
Glauben
Abraham wird als Vater
der Glaubenden bezeichnet, als Vorbild im Glauben. Weil er unerschütterlich an
diesen Gott Jahwe glaubt und auf ihn hört.
Im Glauben an diesen Gott
tut er Dinge, die nach unseren menschlichen Maßstäben verrückt sind. Er
vernimmt den Ruf Gottes und verlässt seine Heimat. Da ist er schon 75 Jahre alt
und kinderlos. Normalerweise müsste er Gott antworten: „Ich bin alt, lass mich
doch in Ruhe und bald sterben“. Aber er lässt sich von Gott rufen und geht
weite und schwierige Wege. Als Gott in der Gestalt von drei Männern bei ihm
einkehrt und Nachkommen verheißt, findet das seine Frau Sarah zum Lachen. Doch
die Verheißung wird erfüllt und der Sohn Isaak geboren. Genau diesen Isaak soll
Abraham nun opfern. Und er würde es tun, weil Gott es ihm aufgetragen hat.
Gehorsam
Weil Abraham die Befehle
Gottes erfüllt, ohne nachzufragen, ohne zu widersprechen, weil er sogar bis zum
Äußersten gehen würde, ist er auch das Vorbild für einen gläubigen Gehorsam. In
unserer Zeit, die von Liberalität, vom Streben nach Freiheit, Unabhängigkeit
bestimmt wird, ist „Gehorsam“ geradezu ein Unwort. Wir wollen frei sein, tun
und lassen, was wir wollen. Wir wollen niemandem gehorchen, keinem Staat,
keiner Kirche, keinem Gott. Aber merken wir gar nicht, wie wir dabei in andere
Abhängigkeiten geraten, z. B. in den gesellschaftlichen „main-stream“, d. h.
man tut das, was gerade „in“ ist, was man halt so tut. Man geht jetzt nicht
mehr in die Kirche, also gehe ich auch nicht hin. Abtreibung ist doch nichts
Schlimmes mehr, also bin ich auch nicht dagegen. Die Beispiele ließen sich
fortsetzen. Die Frage ist, was meine Haltungen, meine Meinungen, meine
Entscheidungen prägt. Ist es das, „was man halt heute so denkt und tut“, oder
sind es die Gebote und der Wille Gottes?
Vertrauen
Je mehr Vertrauen ich zu
jemandem hab, umso mehr werde ich auf ihn hören. Denn ich weiß, dass er es gut
mit mir meint. Wenn ich ihm folge, bin ich auf einem Weg, der mich zu einem
guten Ziel führt, auch wenn dieser Weg schwierig ist und das Ziel nicht zu
sehen.
Weil Kinder ihren Eltern
vertrauen, darum folgen sie ihnen – meistens. Je mehr ich auf Gott vertraue,
umso mehr werde ich mich von ihm führen lassen, mich bemühen, zu erkennen, was
er von mir will und es auch tun.
Wir haben allen Grund zu
diesem Vertrauen, weil Gott uns von Herzen liebt, weil er es gut mit uns meint.
Er hat ja „die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit
jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“ (Joh
3,16).
So kann diese so
schwierige Begebenheit von Isaaks Opferung für mich ein Impuls sein, mich zu
fragen, wie es um mein Vertrauen zu Gott steht. Habe ich großes Vertrauen zu
ihm oder bin ich allzu schnell enttäuscht und wende mich von ihm ab, wenn es
nicht so kommt, wie ich es von ihm erwarte? Gerade die österliche Bußzeit ist
wieder eine Einladung, das Vertrauen zu Gott zu vertiefen und den Glauben an
ihn zu erneuern.