Hier finden Sie die aktuelle Ausgabe von IsnyAktuell mit dem Kirchenblatt der Kath. Seelsorgeinheit Isny
Liebe
Gemeinde,
Dem Geist
werden bekanntlich vielfältige Gaben zugeschrieben: Traditionell gibt es die
sieben Gaben des Geistes, zu denen etwa Weisheit, Rat und Gottesfurcht zählen.
In Texten und Liedern wird er aber auch als Beistand und Tröster bezeichnet,
oder als Geist des Friedens und der Liebe. Schaut man ein wenig näher hin, kann
man feststellen: manchmal betreffen die Gaben und Wirkungen eher mich selbst,
verändern in mir etwas, manchmal aber verändert der Geist auch etwas draußen in
der Welt, zwischen den Menschen.
Schauen wir
zuerst auf das, was der Geist in uns verändert. Dazu gehört der Geist als
Beistand, Tröster oder Mutmacher. Und wir finden da schnell Belege im
Evangelium. Wir müssen da nur auf die Jünger an Ostern schauen: der Geist ist
es, der sie in ihrer Trauer um den verstorbenen Christus tröstet; der Geist ist
es, der sie aus ihrer Ängstlichkeit befreit. Hier lässt sich auch gut ein Satz
aus dem Timotheusbrief anbringen: Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den
Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Der Geist befreit aus
Verzagtheit. Ich glaube, das drückt sehr schön aus, was mit den Wirkungen des
Geistes in mir gemeint ist. Wenn Gottes Geist in mir ist, muss ich nicht
verzagt sein, kann ich zuversichtlich nach vorne schauen, kann ich mutig meinen
Weg gehen – und kann schließlich auch die Kraft finden, etwas in der Welt zu
ändern.
Und damit
sind wir schon bei den Wirkungen des Geistes in der Welt, bei seinen
Auswirkungen auf das Miteinander der Menschen. Auch hier fallen einem schnell
Begriffe ein, die zum Geist passen: er ist ein Geist des Friedens und der
Verständigung, ein Geist, der Grenzen überwindet und Menschen zusammenbringt.
Ausdruck dafür ist ja die berühmte Pfingsterzählung mit den Menschen aus
fremden Ländern (Phrygien und Pamphylien …), die sich plötzlich alle verstehen,
alle miteinander Gott loben und preisen – über alle Grenzen und Sprachbarrieren
hinweg. Wie sehr würden wir uns solch einen verbindenden, friedenstiftenden
Geist wünschen. Dass der hl. Geist und der Frieden eng zusammengehören, zeigt
sich ja auch schön im gemeinsamen Symbol der Taube: in der Kunst wird der hl.
Geist gerne als weiße Taube dargestellt – genau so wie die Friedenstaube.
Ja, einen
solchen Geist des Friedens könnten wir heute wahrlich gut gebrauchen, wobei
Friede natürlich mehr bedeutet als nur das Schweigen der Waffen. Zum Frieden
gehört die Solidarität, das Miteinander, zum Frieden gehört, dass gerade auch
die Schwachen im Blick bleiben. Zum Frieden gehört, dass ich den anderen nicht
nur ertrage und dulde, sondern ihn achte.
Beides also sind
Gaben des hl. Geistes. Er ist ein Geist, der in mir etwas verändern kann, der
mich von Verzagtheit befreit, mir Mut macht, mich stärkt. Aber er ist genauso
ein Geist, der etwas zwischen den Menschen, in der Welt verändert. Und ich habe
es schon angedeutet: Beides gehört auch zusammen, die Veränderung in mir und
die Veränderung in der Welt. Zweifellos steht mal das eine, mal das andere eher
im Vordergrund: mal brauche ich den Tröster und Mutmacher in persönlichen
Nöten, mal wünschen wir uns so sehr den Geist des Friedens, der Mauern aus Hass
überwindet. Und doch gehört beides zusammen: wenn der Geist der Liebe in mir
zuhause ist, dann kann ich anderen Liebe geben, wenn der Geist des Friedens in
mir wohnt, dann kann ich mich auch für den Frieden in der Welt einsetzen.
Und so dürfen wir heute um diesen Geist bitten:
den Tröster in manchen Nöten, den Mutmacher in mancher Verzagtheit ebenso wie
den Geist der hinauswirkt in die Welt und Menschen über Grenzen hinweg
verbindet.
Pfingstmontag
2025
Joh 20, 19 Am
Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden
bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und
sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen
seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn
sahen. 21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich
der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Nachdem er das gesagt hatte,
hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Atem Gottes
Liebe Gemeinde,
ich hoffe Sie sind gut hier herauf
gekommen … der eine oder andere ist vielleicht auch ein wenig außer Atem
gekommen. (Die Sportler natürlich weniger, die brauchen höhere Berge … oder
natürlich ein schnelles Tempo …, dass sie wirklich außer Atem kommen.)
Aber nicht nur hier am Berg, auch
sonst im Leben kann es passieren, dass man außer Atem kommt. Hektik, Stress,
von einem Termin zum nächsten – da kann man schon mal atemlos werden.
Beim Sport nimmt man es immer
wieder ganz gerne in Kauf, außer Atem zu kommen; im Leben dagegen kann das bei
fortgesetztem Stress sehr unangenehm sein. Eine Zeitlang hält man es gut aus.
Aber dann braucht es Zeiten und Orte, wo wir wieder zu Atem kommen.
Ich erzähle das einerseits, weil
hier oben heute eine gute Gelegenheit ist, zu Atem zu kommen – nach den Mühen
das Aufstiegs, aber vor allem auch in den Mühen des Lebens: all das hinter und
unter uns zu lassen, was uns sonst im Leben außer Atem bringt. Es tut einfach
gut, solche Orte wie hier den Schwarzen Grat zu haben – in der Ruhe, abseits
vom Stress und der Hektik des Alltags.
Andererseits passt das Bild vom
Atem aber auch gut zum heiligen Geist, den wir bekanntlich an Pfingsten feiern.
Dieser Geist wird mit recht unterschiedlichen
Bildern umschrieben. Manchmal wird das Kommen des Geistes mit einem Sturm
verglichen. In der Apostelgeschichte ist bei der Erzählung des Pfingsttages von
einem „Brausen wie von einem gewaltigen Sturm“ die Rede. Aber auch das andere
Ende der Windstärkenskala kann als Bild für den heiligen Geist herhalten: der
Lufthauch oder eben der Atem. Wir haben es gehört, wie es im Johannesevangelium
hieß: Jesus hauchte seine Jünger an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen
Geist! Der Geist kommt in diesem leichten Hauch.
Nachher werden wir das Lied singen:
Atme in uns, heiliger Geist. Da wird der Geist als Atem Gottes bezeichnet. Auch
ein schönes Bild, das übrigens bestens auch zur biblischen Grundlage passt.
Denn in den beiden biblischen Sprachen hebräisch wie griechisch hat das Wort für
den Geist auch mit Atem zu tun. Da klingt der Lebensatem an. In einem
hebräischen Wörterbuch habe ich eine sehr schöne Formulierung gefunden: da
heißt es, der Geist habe von der ursprünglichen Wortbedeutung zu tun mit dem
Durchatmen und dem damit verbundenen Gefühl der Erleichterung und Erweiterung
(ThWAT VII). Durchatmen und die Wahrnehmung der Leichtigkeit und Weite –
insofern ist hier der Schwarze Grat doch ein wunderbarer Ort des hl. Geistes.
Vielleicht könnte man es auch so
umschreiben: der Geist ist die Kraft, die uns hilft, wieder zu Atem zu kommen.
Natürlich weiß ich, dass diesem Geist Gottes auch viele andere Gaben
zugeschrieben werden: Er ist ein Geist des Friedens, ein Geist der Solidarität,
ein Geist des Miteinanders. All das wünschen wir uns und brauchen wir. Aber ich
finde es auch eine schöne Umschreibung: der Geist als die Kraft, die uns hilft,
wieder zu Atem zu kommen.
Der Atem Gottes, der uns inmitten
einer rastlosen Welt wieder aufatmen lässt.
Der Hauch Gottes, der in den
Stürmen der Zeit uns wieder zur Ruhe kommen lässt.
Aufatmen, zur Ruhe kommen – das ist
etwas ganz Wichtiges. Aber eines ist mir dabei noch wichtig: es muss und es
wird kein Dauerzustand sein. Da komme ich gerne nochmals auf die sportlichen
Betätigungen zurück.
Im Sport sind die Ruhephasen
Möglichkeit, für das nächste Training oder die nächste Herausforderung
aufzutanken. Und ähnlich ist es doch im Glauben bzw. im Leben auch: dieses
Atemholen hat nichts zu tun mit fortwährendem Nichtstun. Im Gegenteil. Gerade
dem Hl. Geist wird doch auch die Kraft zugeschrieben, etwas in Bewegung zu
bringen. Der hl. Geist machte den Jüngern damals Mut, sich auf den Weg zu
machen. Er will auch uns Kraft geben für unsere Wege.
Aber gerade wenn die Wege
herausfordernd werden (und mit Herausforderungen haben wir doch mehr als genug
zu tun …), braucht es umso dringender Zeiten, wo wir aufatmen können: Es gibt
da das schöne Wort der Atempause: Atempausen sind wichtig, damit wir nicht fortwährend
atemlos durchs Leben hetzen. Aber Atempause
drückt ja auch aus: es geht danach weiter: mit neuer Kraft, mit neuem Elan,
mit neuem Geist.
Gönnen wir uns solche Atempausen –
hier auf dem Schwarzen Grat, vielleicht der eine oder andere auch in den
kommenden Tagen in den Pfingstferien.
Wie und wo auch immer: ich wünsche
uns dabei ganz viel von diesem himmlischen Geist, dem Atem Gottes, der göttlichen Kraft, die uns
hilft, selbst wieder zu Atem zu kommen. Amen.